Überführung Lübeck - Warnemünde

An einem schönen, verschneiten Wochenende, es war der 25.-27.03.2004 wollten wir ein 7,50m langes Motorboot von Lübeck nach Wittower Fähre auf Rügen überführen. Als Überschrift steht "... bis Warnemünde", doch dazu später. Wir liefen gegen 15:00 Uhr in Lübeck aus (5 Stunden später als geplant) und wollten 21:00 Uhr in Kühlungsborn sein. Soweit die Theorie. Bei 3°C Luft und 4°C Wasser kein Vergnügen aber nach der langen Winterpause wollte ich endlich wieder auf das Wasser. Ausfahrt aus Lübeck
Hier war die Stimmung noch gut, wir passieren den Hafen von Travemünde
4 Mast Bark Passat
Die "Passat" eine der berühmten P-Liner, zu bewundern in Travemünde
Die "Passat" gab uns das Geleit auf die Ostsee. Die ersten 8 Meilen verliefen nach Plan. 6,5kn Speed. Doch dann wollte der Motor nicht mehr. Mit nur noch 2kn und unter Aussetzern schob sich unser Boot Richtung Kühlungsborn. Nach weiteren 4 Meilen dann das Aus. Der Motor versagte den Dienst. Zum Glück hatten wir 5 Beauford Westwind und nur 1m Welle stehen. Nach endlosen Startversuchen und 45 Minuten später sprang der Motor, wenn auch widerwillig, an. Kühlungsborn konnten wir vergessen. Also mal schnell einen Blick in die Karte und neuen Kurs auf Timmendorf abgesetzt. Dank Leitfeuer und einer sehr guten Betonnung machten wir 21:30 in Timmendorf fest. Zwischendurch ist der Motor nochmals verreckt, aber wir kannten ja das Spiel, nuddeln bis das Ding wieder kam.
Um diese Jahreszeit ist mit Kneipen nix los, also auf in den nächsten Ort, etwas Essen und Trinken und dann schlafen. (Das war nach 4 Bier und so gegen 1:30)
Am Sonnabend habe ich dann 6:00 Uhr den Yachtservice aus dem Bett geholt, er kam dann auch pünktlich 11:30 ans Schiff! Rügen ade! Die Reparatur des verstopften Filters war für den Fachmann mit dem richtigen Werkzeug kein Problem. Der Preis für seine Arbeit war moderat, wir hätten auch noch 100,- Euro mehr bezahlt, wenn er 6:30 auf der Matte gestanden hätte. Hat er aber nicht! Auf einer Insel scheinen die Uhren anders zu gehen. Die Restaurants waren zu, also keine Brötchen noch nicht mal einen Kaffee gab es. So verließen wir die Insel gegen 12:30 Uhr, Ziel nur noch Warnemünde. Navigationsplatz Thomas Göpfert
Mein Navigationsplatz
Volldampf nach Warnemünde
Mit Volldampf nach Warnemünde
Die Überfahrt nach Warnemünde verlief ohne Zwischenfall. Die Sonne schien, die See hatte nur noch eine Höhe von 0,5m und der Wind bließ mit 4 Beauford aus Südwest. Vorbei an Kühlungsborn und der "weißen Stadt am Meer", Heiligendamm. Es war wunderschön. Der Streß des Vortages war vergessen. Ich begann so gar zu rechnen, ob Rügen vieleicht doch noch zu schaffen wäre, wenn wir Nachts durchfahren, Diesel war genügen da, das Wetter top ... Aber wie sagt man so schön, Was Wäre Wenn?

Panorama von Warnemünde Thomas Göpfert
Panorama von Warnemünde

Der Motor lief und so fuhren wir gegen 17:00 Uhr in den "Alten Strom" von Warnemünde ein. Die neue Hafeneinfahrt von Warnemünde ist gigantisch. Ich kannte die alte Einfahrt noch von 1993, als es zwei gab. Jetzt kann man eine 747 quer da drin landen!
Für uns war der Törn hier zu Ende. Die Zeit reichte nicht mehr, das Boot bis Rügen zu überführen.
Der Eigner hat es eine Woche später versucht, das letzte Stück zu fahren. Wieder traten Motorprobleme auf. Jetzt kam aber noch ein Nordost mit bis zu 9 Beauford und 3m See dazu. Durch das tiefe Eintauchen des Hecks kam das verborgene Leck zum Vorschein und der Maschinenraum lief voll. Mit viel Angstschweiß und unter großer Anstrengung beim Lenzen, erreichte der Eigner und sein Rudergänger nach 18 Stunden den Zielhafen in Wittower Fähre. Das gesamte Inventar ist dabei verloren gegangen.
Fazit: Wir überführen jederzeit wieder ein Schiff, aber nur, wenn es in einem technisch einwandfreien Zustand ist.
PS: Wer hat eine iberianische Flagge? Nur für den Fall, das das nächste Boot wieder in so einem Zustand ist, und wir es versenken sollen.

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