Fremdgegangen - und nicht bereut!
mit Coconut rund Rügen

(23.07.-03.08.2007)
169 Seemeilen, 277 Liter Diesel, 33 Stunden Fahrzeit

Coconut im Hafen von Breege Vor unserem Urlaub haben wir Wetten abgeschlossen, wie denn das Wetter dieses Jahr wird. Um es vorweg zu nehmen, Baden waren nur die Kinder und von Windwarnung 450 bis 457 haben wir in den knapp 2 Wochen so ziemlich alles mitgemacht. Wir nutzen dieses Jahr die Einladung des Onkels meiner Frau, welcher uns für unseren Urlaub seine 10m Motoryacht "Coconut" , eine Fairline Corniche 31, zur Verfügung stellte. Nochmals vielen Dank dafür!

Greifswald - Neuhof (21sm, 4 Bft, See 0-0.5m)
Liegeplatz der "Coconut" ist die Marina in Greifswald. Diese sehr gut ausgebaut Marina befindet sich direkt neben der Hanse-Werft, bekannt für ihre schnellen und moderen Segelyachten. Bis in die Altstadt von Greifswald sind es gerade einmal 10 Minuten zu Fuß und ein unbedingtes Muss für alle, die hier anlegen. Man kann in Greifswald ruhig einen oder zwei Hafentage verbringen.

Sonnenuntergang in NeuhofDa wir hier unseren Startpunkt hatten, machten wir die Leinen los und fuhren den Ryck runter zur Zugbrücke WieckGanymed - unsere Charteryacht von 2002 in Neuhof(Öffnungszeiten stündlich von 8:00-11:00 und von 13:00-20:00). Nach dem Passieren setzten wir Kurs auf Tonne Greifswald und danach auf die Einfahrt zum Strelasund. Im Greifswalder Bodden unbedingt das Fahrwasser einhalten! Es stehen immer wieder Fischerreusen außerhalb des Fahrwassers welche man erst sehr spät sieht. Das Wetter war traumhaft und wir verbrachten die gesamte Fahrt auf der Fly. In Neuhof trafen wir eine alte Bekannte wieder, die "Ganymed", unser Charterschiff von 2002, lag mit uns am Steg.

Neuhof - Stalsund - Vitte - Breege (35sm, 5Bft, See 0m)
7:40 war "Großes Wecken" angesagt. Der Skipper machte, wie jeden Morgen, das Frühstück und hörte auf DP07 den Seewetterbericht für den Tag. 8:50 hieß es "Leinen los", da die Ziegelgrabenbrücke in Stralsund nicht auf uns wartet. Skipper bei der Arbeit - Motorbootfahren macht Spaß!Die 5 sm bis dahin waren kein Problem und dann passierten wir den alten und neuen Rügendamm. Die neue Brücke ist fantastisch. Schon vom Bodden aus sieht man den gigantischen Pfeiler. Fast alle Schiffe die mit uns durch sind wollten an der Nordmole (Citymarina) anlegen. Wir drehten aber vorher noch eine kleine Runde, um den Trubel erst mal wegzulassen und um mehr Ruhe zu haben. Ein Liegeplatz war schnell gefunden, rückwärts die Boxengasse hoch, Backbordmaschine kurz auf vorwärts, Kurve fahren, Aufstoppen, und schon lagen wir in der Box. (Klingt einfach, ist aber bei Wind schwer durchführbar!)Crew beim Spielen
Danach ging es 3 Stunden zum Shopping in die City. Nachmittags legten wir wieder ab, um nach Vitte zu fahren. In dem engen Fahrwasser muss man vor allem auf die vorbeifahrenden Fähren von und nach Hiddensee aufpassen, das man nicht zu weit aus dem Fahrwasser rausfährt, da es sofort sehr flach wird. Wir freuten uns auf Vitte und den Spaziergang zum Dornbusch. Jedoch wurde daraus nichts. Vitte war überfüllt. Sogar an den Stegköpfen lagen Yachten. Uns blieb nichts weiter übrig, als einen anderen Hafen zu suchen. Weiter ging es nach Bregge. Die Fahrt durch das betonnte Fahrwasser ist nicht aufregend, eher langweilig. Gut wenn man da den Autopilot nutzen kann. Das Anlegemanöver in Bregge selbst war etwas schwieriger. Rückwärts durch die Dalben bei seitlich setzenden Wind. Beim dritten Anlauf hat es dann funktioniert und wie lagen drin.Am Bodden vor Wiek
Da es zu spät war um selber das Abendbrot zu kochen, sind wir in die Kneipe gegangen. Das Essen war ok aber nicht aufregend. Den Hafenmeister haben wir an diesem Abend nicht gefunden dafür die Toiletten und Waschräume. Nach der Besichtigung stand fest, geduscht wird an Bord! Bregge selbst haben wir uns dann am nächsten Tag angesehen. Ein idylischer Ort und nach nur 20min Fußmarsch ist man an der Schabe, einem großen Sandstrand direkt an der Ostsee. Arkona war zum greifen nahe. Unsere Kinder nutzen die Gelegenheit und tollten den ganzen Tag im Wasser rum. Das Wetter war immer noch gut, viel Wind aber Sonne. Am Abend haben wir dann doch noch den Hafenmeister getroffen und unser Liegegeld bezahlt.

Breege - Wiek (13sm, 6-7Bft, See 0,5m)Nach dem ersten Hafentag und weiteren Windwarnungen wollten wir den Sprung rund Arkona noch nicht wagen. Schnell kurz Vitte angefunkt und nach einem Platz gefragt -> immer noch alles voll. An der Schabe - Blick nach LohmeAus diesem Grund bot sich Wiek als Ausweich an. Auf dem Landweg braucht man von Breege nach Wiek ca. 50 min. zu Fuß. Mit dem Boot ist man etwas länger unterwegs, aber "Der Weg ist das Ziel". Die Fahrt in den geschützen Boddengewässern ist auch bei starkem Wind kein Problem, da keine Welle sich aufbauen kann. Die meißte Zeit hat der Autopilot gesteuert, das Fahrwasser ist gut betonnt und navigatorisch einfach zu steuern. In Wiek empfing uns der Hafenmeister persönlich und half beim Anlegen. Die Marina ist neu ausgebaut und dadurch in einem Top-Zustand. Die Sanitäranlagen sind ausgezeichnet. Einkaufen kann man im Ort und zum Spazieren lädt die Promenade ein. Kitsurfer tummeln sich am Ende des Boddens. Für diese waren die Windbedingungen ideal. In zwei Tagen sollte das Wetter besser werden und wir den Sprung um Arkona wagen können.

Sonnenuntergang in Glowe Wieck - Glowe (29sm, 6Bft, See 1-1.5m)
DP07 meldete für diesen Tag Windstärke 5-6 und 1-1,5m See. Also entschied ich mich heute für die Rundung Arkonas. Solange wir bei Westwind in der Abdeckung von Hiddensee fuhren, war die Welle ok. Doch dann wurden wir das erste mal richtig durchgeschüttelt. Unser Kurs verlief die erste Stunde halb zur Welle. Bei einer Höhe von 1,5m nicht gerade das was man unbedingt haben muss. Beim Kurswechsel auf Arkona kam dann die Welle von hinten und schob mit. Bei leichter Bewölkung, Sonne und Wind eine herrliche Überfahrt. Nach der Rundung Arkonas gab es für die gesamte Crew den obligatorischen Manöverschluck. Neptun bekam, logisch, als erster sein Glas. Doch irgendwie hat er uns das übel genommen. Aber das sollten wir erst 2 Tage später zu spüren bekommen. Kap Arkona - nördlichster Punkt der Reise
In Glowe erwartete uns eine feine Marina. Analog wie in Lohme, unbedingt lange Achter- oder Vorleinen bereit halten!! Wir gingen rückwärts am Stegende längsseits zwischen den Dalben rein. Dadurch lagen wir mittig zwischen Dalben und Quersteg und unsere Leinen reichten. Auch in Glowe gönnten wir uns ausgedehnte Spaziergänge am Strand und der Promenade. Der Wind nahm wieder zu und wir blieben einen weiteren Tag liegen.

Glowe - Sassnitz (15sm, 7Bft, See 1.5m)
Trotz Windwarnung fuhren wir weiter nach Sassnitz. DP07 hatte Westwind angekündigt, gut für uns dachte ich, steht keine Welle und am Anfang haben wir diese von hinten. Vorbei an Stubbenkammer kamen wir immer wieder in Regenschauer rein. Regenwolken über der SchabeDie Sicht war teilweise so stark eingeschränkt, das wir die Küste in 2sm Entfernung nicht mehr sehen konnten. Vor Sassnitz liefen wir dann gegen Wind und Welle an. Irgendwie hatte der Wind gedreht oder bließ hier anders als angekündigt. Die Welle war 1,5m hoch, vereinzelt traf uns auch 2m See. Der Wind nahm deutlich zu und erreichte in der Böe schon mal kurz 8 Bft. Wir erreichten Sassnitz und drehten die obligatorische Hafenrunde. Außer an der Luvseite der Mole war nix frei. Also längseits gehen und fest machen. Der Wind drückte das Boot immer wieder kräftig in die Fender und der Schwell tat sein übriges. Ich hatte Angst um die Fender, welche an der Betonwand scheuerten. Also lief Töchterchen und ich mal eben die 12min um den gesamten Hafen zum Hafenmeister. Er konnte mir nur noch einen Platz am alten Fischerkai geben, direkt vor den nicht richtig verankerten Schwimmstegen. Stubbenkammer - KreidefelsenAlso ablegen und da hin. Rückwärts ran an den Kai und nun: "Maja spring!" Das Boot stampfte im Schwell und wurde bis zu einem halben Meter hoch und runter geworfen. Es konnte kein Crewmitglied an Land gelangen ohne sich selbst in Lebensgefahr zu begeben. Dafür standen ca. 25 gaffende Touristen rum und gaben gute Ratschläge. Ein Segler kam uns dann zu Hilfe und wir hatten die erste Leinenverbindung mit dem Heck. Jetzt wurde es meiner Skipperin doch zu bunt und sie schrie einen Passanten an, er solle mal die Leine nehmen und um den Poller werfen. Der verdutze Mann bekam im selben Moment die Leine zugeworfen und machte dann doch das Richtige, um den Poller rum und halten. Geschafft, das Boot hatte Verbindung zum Land und ich konnte dann mit viel Kraft die Leinen richtig legen. Das gesamte Manöver hat 30min gedauert. Jetzt lagen wir so, das wir keine Fender einbüsen würden, dafür im Heck die treibenden Schwimmstege und der Schwell, welcher Coconut rollen ließ. Landstrom gab es auch nicht, die Sanitäranlagen waren eine Katastrophe und zum Duschen musste man in ein Restaurant! Der Hafenmeister hatte dafür seine eigene Erklärung: "Sassnitz ist keine Marina sondern ein Seehafen!" Aha - unsere Empfehlung: Sassnitz nur anfahren wenn es wirklich nicht anders geht, als Nothafen, oder wenn die Schwimmstege, welche gerade gebaut wurden, fertig sind.

Sassnitz - Kröslin (28sm, 8Bft, See 2.0m)Strandspaziergang
Nach einer einigermaßen ruhigen Nacht war klar, das wir weiter wollten bis nach Kröslin. DP07 brachte Windwarung 457 raus, mit 8Bft und 2m See für den Bodden und 3m See für die südliche Ostsee. Laut Seekarte rechneten wir mit ca. 1,5 Stunden unangenehmer Fahrt über den Bodden, der Rest sollte unter Landabdeckung sein. Doch wie so oft, Theorie und Praxis sind verschieden. Die ersten unangenehmen Wellen bekamen wir bereits nach Verlassen von Sassnitz zu spüren. Meine Kleinste bekam den Befehl, sich ins Vorschiff zu legen, die Augen zu zu machen und zu schlafen. Innensteuerstand Fairline Corniche 31 "Coconut"Der Rest der Crew sollte sich irgendwo irgendwie festhalten. Vorbei an Sellin mit seiner neuen Seebrücke (sahen wir aus ca. 3sm Entfernung) und Baabe ging es zum Nordperd (Mönchsgut) runter. Hier in direkter Landabdeckung waren die Wellen angenehm klein. Eine Verschnaufpause für uns alle, denn der Hammer kam jetzt. Beim Blick durch das Fernglas fielen mir die Wellenberge am Horizont auf. Und dann kamen wir aus der Abdeckung Nordperd  mit Ansteuerung Landtief B heraus und der Tanz begann. Die Welle stand noch ca. 1,5m hoch war aber so steil, das man jedesmal gegen eine Wand fuhr. Das "Bum Bum" im Schiff begann unerträglich zu werden. Je weiter wir aus der Abdeckung heraus kamen, die Ansteuerungstonne liegt 2sm weit draußen, um so höher wurden die Wellen. Der Kurs war mir langsam egal, ich versuchte nur noch die besonders großen Wellen so zu nehmen, das das Schiff nicht zu hart in die nächste fiel. Ich schwitzte dabei so stark wie noch nie, ob vor Anstregung oder Angst, ich weiß es nicht. Pantry von CoconutDie Crew rümpfte nur die Nase und lief blass an. Durch das Landtief betrug der Winkel zwischen Kurs über Grund zu Kurs durch Wasser teilweise 20°!! Minuten wurden zu Stunden, nach erreichen jedes Tonnenpaares wurde die Zeit und Position in die Seekarte eingetragen, nur um eine Beschäftigung zu haben und zu errechnen, wann wir es hinter uns haben. Verrückte Gedanken schießen einen durch den Kopf, was bei Maschinenausfall tun, wie das Schiff halten? Und dann passierte es doch. Entweder hatte ich nicht aufgepaßt oder ... jedenfalls knallte uns eine 3m Welle direkt in die Frontscheibe rein. Die Scheibenwischer schafften das Wasser nicht weg und für 2, 3 Sekunden war es wie im Aquarium. Rundum Wasser. Eine Stunde brauchten wir durch das Landtief, dann konnten wir endlich den Kurs wechseln und achterlich querab mit der Welle in die Peene einlaufen. Ganz ungefährlich war auch dieser Kurs nicht. Coconut surfte etliche male auf den Wellen und drohte mir aus dem Ruder zu laufen. Aber das stampfen und krachen gegen die Welle war weg. Die Crew erholte sich bereits wieder und nach weiteren 40 Minuten war der Spuck vorbei. Im ruhigeren Wasser wurden sogar die ersten Scherze wieder gemacht, wenn wir auch alle noch etwas blass waren. Anlegen in Kröslin war kein Problem und ich wurde von der Crew einstimmig zum duschen abkommandiert.

Kröslin - Kröslin (6sm, 4Bft. See 0.5m)
Für den heutigen Tag war keine Windwarnung ausgegeben, DP07 meldete 4 Bft und Sonne. Also Leinen los und ab nach Lauterbach. Vorher ging es aber noch zum Tanken. Jetzt sollte sich also zeigen, wie gut ich im Verbrauch lag. Denn genauen Verbrauch kannte nicht mal der Eigner und so waren wir alle gespannt, wieviel in die Tanks paßten. Nach 141 sm gingen 277 Liter Diesel in die Tanks. Das entsprach einem Verbrauch von knapp 6 Litern pro Stunde und Maschine. Ja, wir waren auf Ökotour. Nach dem frohen Erlebniss wollten wir einen schönen Tag auf See verbringen. Ich wollte mal wieder die Yacht von der Fly steuern und zog mit dem Plotter nach oben. Gerade als wir die Tonne 6 passierten und Kurs auf Tonne Wittow nahmen, rief meine Crew aus dem Salon: "Hier qualmt es und es riecht verbrannt!!" Sofort Gang raus aus beide Maschinen, runter von der Fly und rein in den Salon. Der Qualm war heftig. Es roch aber nicht verbrannt sondern war eher wie in einer Sauna, Motoren aus, seitliche Lucke zum Maschinenraum kurz angelupft um zu sehen, ob es brennt. Danach Sicherung für die elektrische Ankerwinsch rein, auf das Vordeck, kurz gepeilt ob ich noch im Fahrwasser liege und Anker runter, nach 5m Kette - stop, Peilung, das Schiff lag. Als nächstes wurden die Posten eingeteilt, Unsere Kleine - Sarah auf der Flydie Kleinste musste auf der Fly Ankerwache gehen und Wassertiefe sowie Peilung durchgeben (laut Seekarte war es ringsum verdammt flach), der Große hat das allgemeine Gefahrensignal der Seeschiffahrt gegeben, hat aber keinen Skipper wirklich interessiert, und ich konnte jetzt in den Maschinenraum. Alles lief ruhig und schnell in knapp 3 Minuten ab, so wie wir es immer geübt hatten. Beim ersten Blick in den Maschinenraum weitere Schreckensmeldung - Wasser lief in nicht unerheblicher Menge in das Schiff! Sofort Lenzpumpen an und rauß damit. Das Wasser kam durch den verbrannten Auspuff rein. Mit Lappen und Schlauchschelle konnte ich nach 5 Minuten die einfliesende Wassermenge minimieren. Jetzt hatte ich Zeit zum Nachdenken, wie es weiter geht. Nasszelle auf Coconut - Luxux purNach einem langen Telefonat mit dem Eigner hatten wir das Problem erkannt und fuhren mit nur einer Maschine zurück nach Kröslin. Was war passiert: Die Backbordmaschine hat, aus welchem Grund auch immer, kein Kühlwasser mehr bekommen, dadurch hat sich der Impeller verabschiedet und die Auspuffgase wurden nicht mehr gekühlt. Aus diesem Grund hat sich der Krümmer (aus Plaste!!) verformt und war undicht geworden was wiederrum den Wassereinbruch zur Folge hatte. Später stellte sich dann heraus, das der Qualm im Salon Wasserdampf aus dem primären Kühlkreislauf war. Eine Frage bleibt aber, wieso haben nicht, weder am Fahrstand im Salon noch auf der Fly, die Temperaturwarner gepiepst? Die Testschaltung funktionierte einwandfrei, sie hätten gehen müssen! Und wieso ließ sich die Yacht mit der Steuerbordmaschine und einem Eimer an Backbord hervorragend manövrieren? Normalerweise hätte ich nur Linkskurven fahren können. Diese Fragen werden wir wohl nie beantwortet bekommen. In Kröslin dann das Anlegemanöver mit nur einer Maschine, ich Rückwärtsgang noch drin, und bums, mal eben mit der Badeplattform an den Steg. Nichts weiter passiert aber der Tag war hin. Den Wassereinbruch konnte ich jetzt, als das Schiff sicher lag, ordentlich abdichten.

Kröslin - Frest - KröslinCoconut in Kröslin vor der Havarie
Hafentage waren angesagt, den mit einer defekten Backbordmaschine braucht man nicht losfahren. Die Stimmung an Bord rutschte langsam auf den Nullpunkt. Zur Abwechslung ordnete ich einen kleinen Spaziergang nach Frest an. Bei sonnigen Wetter "wanderten" wir in das Fischerdorf Frest, kauften ein paar Kleinigkeiten zu Essen und zum Trinken ein und fuhren anschließend mit der Fähre wieder zurück nach Kröslin. Die Kinder schnappten sich dann das Schlauchboot und machten die Marina unsicher und wir warteten weiter ab. So verging auch dieser Hafentag.

Kröslin - Greifswald (22sm, 6Bft, See 1.5m)
Die Ersatzteile kamen wie verprochen. Freitag Nachmittag war alles wieder repariert und wir konnten zur letzten Etappe nach Greifswald aufbrechen. Der Wind hatte mal wieder zugelegt und kam mit 6Bft aus West. So schlimm wird es nicht werden dachten wir, und was kann uns noch erschüttern. Erschüttert hat uns eine Welle von 1,5m gegen die wir 2 Stunden anliefen. Relaxen im Hafen - Skippers FrauDie Crew nahms aber gelassen. Sie wußte das das Schiff mehr aushielt und wir waren nicht ganz alleine auf dem Bodden. Das Einzigste was uns Sorgen bereitete war die Zeit. 20:00 ist der letzte Brückenzug in Wieck und wir hatten noch 15sm vor uns und knapp 2 Stunden Zeit. In regelmäßigen Abständen wurde die Position und die Zeit in die Karte eingetragen. 5sm vor Wiek waren es noch 20 Minuten, die uns blieben. Jetzt oder nie: Hebel on the Table! Wir erreichten die Brücke, als diese gerade hochgezogen wurde. Ohne Aufstoppen fuhren wir durch und die letzten 20 Minuten unseres Törns bis zum Liegeplatz. Der Eigner erwartete uns bereits und zeigte uns den Steg zum Anlegen, da Coconut´s Liegeplatz belegt war. Auf den Punkt genau fuhr ich Coconut in die Box, Leinen über und unser Törn war zu Ende. Die Nacht schliefen wir so fest und ruhig, fast wie an Land. Am nächsten Tag "Klar Schiff",Auto packen und dann ging es ab nach Hause
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Sonnenuntergang in Glowe

Fazit: Für das Wetter kann keiner was. Außer dem starken Wind war es ja ok und wir wurden auch mit vielen Sonnenstunden belohnt.
Eine Motoryacht hat Vor- und Nachteile gegenüber einen Segler. Ein klares Plus ist das Platzangebot. Große Kojen und Stehhöhe im gesamten Schiff sind einfach genial. Zu dem war die Einrichtung komfortabel fast luxeriös. Der Heißwasserspeicher war so gut isoliert, das wir auch nach 24 Stunden ohne Landanschluss immer noch genug warmes Wasser zum Waschen hatten. In der Naßzelle war sogar zum Duschen ausreichend Platz. Den Kompressor vom Kühlschrank haben wir nicht einmal nachts gehört.
Einzig das Manövrieren im Hafen war eine Umstellung. Das Ruder hat bei geringer Geschwindigkeit keine Wirkung, man muss mit den beiden Maschinen versuchen, die richtige Richtung anzusteuern. Wenn dann noch der Wind ungünstig weht ... ja da haben dann andere Crews ein schönes Hafenfernsehen. Durch den hohen Aufbau und den geringen Tiefgang treibt die Yacht sofort ab.
Die Seetauglichkeit der Yacht haben wir ausreichend getestet. Es gab nie Probleme mit der Manövrierfähigkeit und Stabilität. Selbst bei 2m See und 8Bft. ließ sich das Schiff vernünftig fahren. Die kurze steile Welle setzte eher der Crew zu als dem Schiff. Dadurch das wir im Salon saßen und von innen steuerten, bekamen wir vom Wind draußen nichts mit, ein psychologischer Vorteil den ich zu schätzen wußte.
Navigatorisch war alles vom Feinsten. Das erste Mal das ich mit einem Kartenplotter unterwegs war. Ich habe diesen  am Anfang lediglich zur Unterstützung benutzt und weiter Position und Zeit in der Karte mitgeloggt. Der Plotter erleichtert aber, gerade bei härteren Wetterbedingungen, die Navigation erheblich. Mit einem Blick hat man alle Daten erfaßt, Kurs und Peilung verglichen und kann reagieren. Während der Passage des Landtiefs bei Starkwind habe ich mich fast ausschließlich am Plotter orientiert, da eine Positionseintragung in die Karte bei diesem Seegang unmöglich war. Lediglich die Uhrzeit nach dem Passieren eines Tonnenpaares haben wir notiert.

Wenn sich die Gelegenheit irgendwann noch einmal ergibt, dann würde ich mit diesem Schiff bedenkenlos auch einmal die dänische Südsee befahren. Bei 6-7 Knoten Fahrt ist der Dieselverbrauch mit ca. 12 Litern pro Stunde für beide Maschinen moderat.

Liebe Segler, ich bin fremdgegangen und habe, vieleicht doch nur bei dem einen oder anderen Anlegemöver, es nicht bereut.

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